Die 5 häufigsten Weinmythen rund um Schaumwein
Autor: Gian-Luca Courtin
«Steck einen Löffel in den Flaschenhals! Dann kannst du ihn auch morgen noch trinken». Der muntere Samstagabend unter Freunden neigt sich dem Ende zu. Die offene Flasche Schaumwein steht noch auf dem Tisch. Doch niemand mag sie leer trinken. Was also machen damit? Der Rat mit dem Löffel im Flaschenhals ist sicher gut gemeint, aber funktioniert er auch wirklich? Wir klären die fünf häufigsten Weinmythen rund um Schaumwein auf.
1. Ein Löffel im Flaschenhals hält den Schaumwein perlend
Wie dieser Mythos entstanden ist, würde ich gerne wissen. Natürlich völliger Blödsinn. Wenn die Flasche geöffnet ist kann Luft entweichen. Und wenn Luft entweicht, schwindet auch die Kohlensäure. Da hilft auch kein Löffel im Flaschenhals. So einfach ist das. Wenn man also den Schaumwein prickelnd halten will, gibt’s nur Eines: Der Schaumweinverschluss. Dieser garantiert das keine oder kaum Luft entwichen kann und der Schaumwein prickelnd bleibt.
2. Die Kohlensäure perlt im Glas aufgrund von Unregelmässigkeiten in der Glasinnenwand
Klingt irgendwie naheliegend, stimmt aber nicht. Dein Glas kann so glatt wie ein Babypopo sein und es werden sich trotzdem die typischen Blasenfäden bilden. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Kohlensäure im Glas an winzige, röhrenförmige Staubpartikel bindet. Aus diesen winzigen Staubpartikeln werden kleine Mengen Luft verdrängt, welche dann im Glas aufsteigen.
3. Schaumwein wurde in der Champagne erfunden
Die Erfindung des Schaumweins ist bis heute umstritten. Die wohl berühmteste Schaumweinregion der Welt ist allerdings nicht der Geburtsort des Schaumweins. Aber immerhin stimmt das Land: Frankreich. Die ältesten Belege weisen darauf hin, dass 1531 in Limoux, im Südwesten Frankreichs, die ersten Schaumweine gekeltert wurden. Damals noch nach der «méthode ancestrale». Der Wein wurde schon in die Flasche gegeben, bevor er fertig gegärt war. Dadurch gärte er in der Flasche weiter, was zu Kohlensäure und somit Schaumwein führte. Auch die «méthode traditionelle» stammt nicht aus der Champagne. Diese kommt aus England, wo man Cider in der Flasche eine zweite Gärung durchmachen lies. Also nix da, mit: Dom Perignon hat den Champagner erfunden.
4. Bier auf Wein, das lass sein
«Wein auf Bier, gönn es dir. Bier auf Wein, das lass sein». Es gibt wohl kein bekannterer Weinmythos. Und sicherlich keinen, der sich so schön reimt. Tatsächlich gab es eine wissenschaftliche Untersuchung, um diesen Mythos aufzuklären. Das Resultat: Man spürt keinen Unterschied, wenn man das Eine oder das Andere zuerst trinkt. Viel wichtiger: Seine eigenen Grenzen kennen, was die Menge an Alkohol anbelangt. Denn egal was oder wie du trinkst: Wenn es zu viel ist, wird es dir danach schlecht gehen.
By the way: Das Sprichwort «Wein auf Bier, gönn es dir» entstammt aus einer Zeit, als der Wein sehr viel teurer war als Bier. Als «Luxusprodukt» war der Wechsel von Bier auf Wein deshalb erstrebenswert.
5. Hoher Preis bedeutet guter Schaumwein
Moet & Chandon, Dom Perignon, Veuve Clicquot: Wer kennt die bekannten Champagner-Marken nicht? Schade nur, dass im Portemonnaie nicht mehr viel Geld übrig bleibt, wenn man sich davon eine Flasche gönnt. Doch lohnt sich diese Investition überhaupt? Jein! Denn der Preis muss nicht ausschlaggebend für die Qualität eines Schaumweins sein. Bei der Preisgestaltung kommen viele Faktoren zusammen. Werden die Trauben von Hand oder maschinell gelesen? Welche Mengen werden hergestellt? Wie ist das «Prestige» der Marke, bzw. wie positioniert sie sich? Man findet erstklassige Schaumweine in fast allen Preissegmenten. Schlussendlich hat auch jeder eine individuelle Vorstellung, was einen Schaumwein gut macht. Aus diesem Grund kann man nicht pauschal behaupten, dass hoher Preis auch hohe Qualität bedeutet.